Rebellenarmee rückt weiter vor

■ Ruandas zweitwichtigste Stadt Gitarama offenbar erobert / In Burundi Kämpfe zwischen bewaffneten Banden und Armee

Kigali/Bujumbara (AFP/taz) – Im andauernden Krieg in Ruanda haben die Rebellen der Patriotischen Front Ruandas (FPR) offenbar einen bedeutenden Sieg über die Regierungstruppen erzielt. FPR-Chef Paul Kagame sagte gestern in der ruandischen Hauptstadt Kigali, die Rebellen hätten die zweitwichtigste Stadt des Landes, Gitarama, weitgehend eingenommen. Dies ist bislang weder von der UNO noch von den Regierungstruppen bestätigt worden.

Bis vor wenigen Tagen diente die fünfzig Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kigali gelegene Stadt noch als Sitz der Übergangsregierung unter Präsident Theodore Sindikubwabo, die hierhin geflohen war. Wo die Regierung sich jetzt befindet, war zunächst unklar.

Auch aus Kigali wurden am Morgen erneut schwere Kämpfe gemeldet. Die Rebellen kontrollierten auch einen großen Teil der Straße von Gitarama nach Butare und zur burundischen Grenze. Die UNO-Mission in Ruanda Unamir nahm unterdessen die Evakuierung von Zivilisten aus Kigali wieder auf.

Offiziere der ruandischen Regierungstruppen und der Rebellen verhandelten unterdessen am Sitz der Unamir in Kigali erneut über eine Waffenruhe. Der Verhandlungsführer der FPR, Frank Mugambage, hatte zuvor erklärt, Bedingung für eine Feuerpause sei das Ende der Massaker an Zivilisten in den von den Regierungstruppen gehaltenen Gebieten. Am Samstag war ein neues Massaker der mit den Regierungstruppen verbündeten Hutu-Milizen in Kigali bekanntgeworden, bei dem vermutlich 170 Menschen getötet wurden. Die Evakuierung der Zivilisten aus Kigali stieß nach Unamir-Angaben zum Teil auf Widerstand von Personen, die befürchteten, an weniger sichere Orte gebracht zu werden.

Nach Armeeangaben aus der burundischen Hauptstadt Bujumbara fanden am Wochenende in ländlichen Teilen der gleichnamigen Provinz Kämpfe zwischen „bewaffneten Banden“ und der Armee Burundis statt. Zahlreiche Zivilisten seien daraufhin in die Vororte Bujumbaras geflohen. Die Zahl der Opfer bei den Kämpfen in Burundi ist noch unbekannt.

Die Kämpfe in Ruanda gehören auch zu den wichtigsten Themen der diesjährigen Tagung der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), die gestern in Tunis begann. Ruanda ist dort sowohl durch Übergangspräsident Sindikubwabo als auch durch eine Delegation der FPR vertreten, letztere hat Beobachterstatus. Südafrikas Präsident Nelson Mandela, der von den Teilnehmern als Befreier seines Landes von weißer Vorherrschaft gefeiert wurde, geißelte den Krieg in Ruanda als ein Versagen der ruandischen Führung.